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Mit weniger vom Mehr glücklich werden

Wie gelingt es uns, mit Erkenntnissen aus der Glücksforschung nicht nur zufriedener, sondern auch gesünder zu leben? Professor Dr. Tobias Esch, Arzt, Neurowissenschaftler und Professor für Gesundheitsförderung an der Universität Witten/Herdecke, gibt spannende Einblicke.

Herr Professor, Ihre These lautet: Wir benötigen „mehr Nichts“, um glücklicher leben zu können. Was bedeutet dieses „Nichts“ für Sie?

Selbstverständlich geht es mir nicht darum, dass wir alle nur noch entsagen und in „Büßerklamotten“ herumlaufen sollen. Stattdessen lautet die Idee, dass wir weniger vom ewigen Mehr brauchen, dass wir der permanenten Beschleunigung und dem ständigen Überangebot in unserem Leben häufiger entsagen sollten. Die Lösung vieler Probleme, ob auf privater oder gesellschaftlicher Ebene, liegt stattdessen in uns selbst – und nicht im Äußerlichen.

 

Wie können wir unser Glück selbst in die Hand nehmen?

Unser Gehirn gibt uns bereits alle Möglichkeiten mit, um zu lieben und geliebt zu werden, uns zu bewegen, genießen zu können. Diese Fähigkeiten sind in uns vorhanden, ob wir wollen oder nicht. Deshalb brauchen wir nicht immer mehr, sondern sollten uns wieder stärker auf uns konzentrieren. Ein Kernproblem unserer Zeit ist es allerdings, dass viele Menschen es nicht mehr mit sich selbst aushalten können. Wenn wir dies verändern und beispielsweise zu mehr Achtsamkeit finden, dann werden sich automatisch auch unsere Mobilität, unseren Konsum, unser ständiges Zuviel auf das Maß reduzieren, was wir tatsächlich brauchen. Das ist eben nicht „nichts“, sondern sehr viel. Eigentlich alles, was uns zum Glück fehlt.

 

Wie lauten Ihre Empfehlungen für ein glückliches Leben mit mehr Nichts?

Es sind gar nicht so viele und schon gar keine geheimnisvollen Dinge, die wirklich wichtig sind für unser Glück. Es geht um Liebe, um intakte Beziehungen mit anderen Menschen, das Eingebettet-Sein in die Natur. Spiritualität hat eine wichtige Funktion, sie steht auch für die Frage der Sinnhaftigkeit, also ob ich einen Sinn und Zweck in meinem Leben empfinde. Fühle ich mich beheimatet? Bin ich dort, wo ich lebe und arbeite, verwurzelt und erlebe ich mich an der richtigen Stelle?

 

Klingt einfach. Doch woran scheitert diese Glückssuche dann so oft?

Es gibt mehrere Gründe dafür: Einen, der in uns selbst liegt, möchte ich besonders herausstellen: Wir haben uns in eine Situation gebracht, in der wir uns ständig in einer Art Wettbewerb befinden. Das gilt für viele alltägliche Situationen in der Gesellschaft. Wir verhalten uns am Arbeitsplatz, im Straßenverkehr oder in der Freizeit beim Sport kompetitiv, fast wie in einer Kampfsituation. Dabei sind Menschen von Natur aus kooperativ, sind gerne in Gemeinschaft und unterstützen sich gegenseitig. Doch dies alles kommt in unserem Leben oft viel zu kurz.

 

Was kann etwa die Medizin aus diesen Erkenntnissen lernen?

Unser heutiges Gesundheitssystem ist nicht darauf ausgelegt, jemandem zu helfen, der sich unglücklich oder nicht „zu Hause“ fühlt in seinem Leben. Das scheint noch zu vage, ist aktuell daher kaum effektiv zu behandeln. Wenn es mir so geht, muss ich, bildhaft gesprochen, erst eine diagnostizierbare Krankheit entwickeln, die entweder biologisch, psychisch oder sozial ist, damit ich überhaupt beim Arzt Gehör finde. Auch die Funktion des Seelsorgers kommt in der heutigen Medizin viel zu kurz. Deshalb vermitteln wir den Universitätsabsolvent:innen in Witten auch neben dem allgemeinen medizinischen Konzept genauso Wissen zu Bewegung, Ernährung, Entspannung, Meditation, Yoga, Achtsamkeit und Glück. Diese wichtigen Themen gehören meines Erachtens in die Hausarztpraxen. Das ist keine Alternativmedizin, keine Wellness und keine Esoterik – sondern einfach richtig gute Medizin. Wir propagieren daher auch eine Erweiterung des Gesundheitsbegriffs um Aspekte wie „Spiritualität“ und „Sinn“ einerseits sowie „Kultur“ und „Heimat“ andererseits – um zukünftig effektiver agieren zu können.

 

 

Zur Person

Univ.-Prof. Dr. med. Tobias Esch ist Neurowissenschaftler, Gesundheitsforscher und Allgemeinmediziner. Seit 2016 ist er Institutsleiter und Professor (Lehrstuhlinhaber) für Integrative Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung an der Universität Witten/Herdecke. Eines seiner zentralen Forschungsgebiete ist die Entwicklung von individuellem (und kollektivem) Glück beziehungsweise Lebenszufriedenheit über die Lebensspanne. Seine Sachbücher – unter anderem. „Der Selbstheilungscode“ oder „Die Bessere Hälfte“ mit Dr. med. Eckart von Hirschhausen – wurden mehrfach ausgezeichnet und erreichten Spitzenplätze auf den Bestsellerlisten. Aktuell erschienen: „Mehr Nichts! Warum wir weniger vom Mehr brauchen“

Über den Kolumnenautor

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Oliver Schönfeld

Was ist eigentlich Glück? Ist es ein subjektives Gefühl oder lässt sich Glück objektiv messen? Hat Glück etwas mit Geld zu tun, zum Beispiel mit einem Lotteriegewinn? Denken Menschen in anderen Ländern ähnlich? Dieser und ähnlichen Fragen geht der Kolumnist Oliver Schönfeld jede Woche an dieser Stelle nach. Dabei nimmt er auch die Eurojackpot-Welt unter die Lupe und berichtet hautnah über aktuelle Themen, Trends und Kuriositäten.

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Axel Weber

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