Mehr Achtsamkeit für Glücksmomente
In welchen Situationen fühlen sich die Menschen in Deutschland besonders glücklich? Buchautor Christof Jauernig hat dazu über 1.000 Personen befragt – mit erstaunlichen Einblicken. Über seine Erkenntnisse berichtet der Glücksexperte im Interview.
Sie haben Menschen in ganz Deutschland nach ihren persönlichen Glücksmomenten befragt. Bei aller Individualität der Antworten – welche prägenden Motive und Themen können Sie in den Antworten erkennen?
Die genannten Glücksmomente sind zunächst tatsächlich so unterschiedlich und vielfältig, wie Menschen sind. Sie zeigen, dass Glück im Auge des Betrachters liegt, und wir schauen eben alle mit unterschiedlichem Blick auf die Welt. Trotzdem lassen sich Motive erkennen, die besonders viele der Befragten bewegt haben. So hingen rund vier von zehn der glücklich machenden Augenblicke mit menschlichen Begegnungen zusammen. Fast ebenso oft spielten Naturerfahrungen eine Rolle. Was viele der Glücksmomente jenseits ihres konkreten Inhaltes eint, ist die schlichte Schönheit und das zutiefst Menschliche, das in ihnen zum Ausdruck kommt.
Welche Antworten haben Sie besonders berührt?
Viele haben das. Besonders tief zum Beispiel die Aussage einer 79-jährigen Frau aus Schwetzingen. Sie schrieb, dass es sie glücklich macht, wenn sie durch den lichtdurchfluteten Friedwald zum Grab ihres Mannes wandert und weiß, dass sie mal bei ihm sein wird. Dann die Dankbarkeit eines 52-Jährigen aus dem hessischen Dreieich, die aus dem von ihm genannten Glücksmoment spricht: „Die Erinnerung, aus dem Koma erwacht zu sein.“ Aber auch die kleinen, luftig-leichten Augenblicke haben mich berührt. Wie etwa der einer 61-jährigen Übersetzerin aus Oberhaching, die schrieb: „Wenn meine Lieblings-Kaffeetasse im Schrank ist (also nicht in der Spülmaschine), wenn ich Kaffee trinken will.“ Ich glaube, so simpel er ist – diesen Moment kennen und mögen viele.
Sie schreiben, dass viele Glücksmomente nicht hochtrabend, sondern fast bescheiden, kostenfrei und dennoch besonders wertvoll sind. Hat uns erst die Pandemie mit ihren Folgen und Einschränkungen vor Augen geführt, was wirklich wichtig für uns ist?
Sie hat zumindest gezeigt, dass einiges von dem, was wir lange für stets selbstverständlich möglich gehalten haben, dies tatsächlich nicht ist. Zum Beispiel das Beisammensein mit anderen Menschen, das sich in meiner Befragung als ganz wichtige Glückszutat erwiesen hat. Meine Hoffnung wäre, dass wir das nicht vergessen, wenn wir den Ausnahmezustand einmal hinter uns gelassen haben. Vielleicht wird bei manchen dann eine neue Wertschätzung entstanden sein für die Art entschleunigter Momente, die in manchen Lebensbereichen als positive Nebeneffekte der Krise aufgetreten sind.
Viele Menschen sehnen sich nach ihrer früheren Normalität zurück. Was würden Sie diesen Personen empfehlen, wie können wir uns Glück und Optimismus bewahren?
Die Zeiten sind in der Tat fordernd. Was die Pandemie dabei vor Augen geführt hat, ist, dass das Leben im Großen und Ganzen unvorhersehbar ist. In Wahrheit war das schon immer so, aber Corona hat es unübersehbar gemacht. Ein erster Schritt zu mehr Gelassenheit wäre, zu versuchen, diese Unsicherheit bewusst anzunehmen. Das heißt auch, jetzt nicht auf eine alte Normalität zu warten, von der einfach nicht sicher ist, wann sie kommt und ob sie dann noch die gleiche ist – Umbrüche passieren gerade auf vielen Ebenen –, sondern den Blick öfter auf das zu richten, was jetzt schön ist, kräftigend ist, erfüllend ist. Womit wir wieder bei den Glücksmomenten wären. Davon gibt es unendlich viele, das hat mir meine Sammlung gezeigt. Für jede und jeden mögen es andere sein. Was sie aber gemeinsam haben: Sie entwickeln ihre Kraft, wenn sie im Alltag bewusst wahrgenommen und, vor allem, wertgeschätzt werden. Beides haben wir in der Hand.
Was macht Sie persönlich glücklich?
Im Großen: ein Leben zu führen, mit dem ich mich so gut wie möglich im Einklang fühle, in dem ich nicht gegen meine eigenen inneren Wahrheiten anlebe. Das klappt gut, seit ich meinen alten Job als Analyst einer Unternehmensberatung samt Bankenbranche hinter mir gelassen habe. Jetzt kreativ arbeiten und mit Themen auf Bühnen stehen zu dürfen, die mir etwas bedeuten, dabei mit Menschen in Resonanz zu gehen – all‘ das ist Glück für mich.
Im Kleinen: gedankenstille Momente, wenn ich Klavier spiele; einen kleinen Seehund zu sehen, der sich auf dem Strand in der Sonne räkelt; die Tiefenentspannung nach der Sauna; Schnee.
Zur Person
Christof Jauernig lebte geregelt und gutverdienend als Analyst einer renommierten Unternehmensberatung für Banken. Wie unglücklich er dabei war, offenbarte ihm erst eine schwere persönliche Krise. Er zog die Reißleine, ließ Hamsterrad und Bankenwelt hinter sich und brach mit dem Rucksack nach Südostasien auf – ohne Plan für danach. Heute sieht er sich nicht als Aus-, sondern als Einsteiger. Seit seiner Heimkehr aus Asien ist Christof Jauernig zum bundesweit tourenden, multimedialen Erzähler und Autor geworden.
Zum Thema Glück hat er in 60 Städten über 1.000 Menschen befragt. Mehr Informationen zu „Eintausendmal Lebensglück – Erinnern, was zählt“ finden sich unter www.unthinking.me/glücksbuch.
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Über den Kolumnenautor
Oliver Schönfeld
Was ist eigentlich Glück? Ist es ein subjektives Gefühl oder lässt sich Glück objektiv messen? Hat Glück etwas mit Geld zu tun, zum Beispiel mit einem Lotteriegewinn? Denken Menschen in anderen Ländern ähnlich? Dieser und ähnlichen Fragen geht der Kolumnist Oliver Schönfeld jede Woche an dieser Stelle nach. Dabei nimmt er auch die Eurojackpot-Welt unter die Lupe und berichtet hautnah über aktuelle Themen, Trends und Kuriositäten.