Macht Geiz glücklich?
Ein Leben ohne Arbeit? Davon träumen wohl die meisten. Über den Weg dorthin lässt sich streiten. Frugalisten etwa versuchen es mit eiserner Sparsamkeit. Kann das klappen?
Kein Wecker, der einen frühmorgens aus den schönsten Träumen reißt. Kein voller Bus und kein Stau auf dem Weg zur Arbeit. Einfach gar keine Verpflichtungen mehr. Und dazu die finanzielle Freiheit, jederzeit das tun zu können, worauf Sie gerade Lust haben. Können Sie sich mit diesem Gedanken anfreunden? Ein aktuell sehr angesagter Lebensplan zielt darauf ab, mit 40 das Arbeiten sein zu lassen und fortan nur noch das Leben zu genießen. Die Idee stammt aus den USA, die gängige Abkürzung „FIRE“ steht für „Financial Independence, Retire Early“.
Der kleine, aber entscheidende Haken an der Sache: Irgendwie muss der Vor-Vor-Ruhestand bezahlt werden. Und da beginnt der anstrengende Teil des Konzepts. In den Jahren davor sollen sie nämlich mehr und härter arbeiten als alle anderen. Sich weniger gönnen, so viel wie möglich sparen – und dazu das Geld auch noch klug investieren. FIRE-Fans sind gleichzeitig oft Frugalisten. So nennen sich besonders sparsame Menschen, die es sich bewusst zum Ziel setzen, so wenig und so günstig wie möglich zu konsumieren. Denn nur auf diese Weise bleibt am Monatsende genug Geld übrig, um es für später auf die hohe Kante zu legen.
Teils wird von Frugalisten berichtet, die Monat für Monat 60 bis 70 Prozent ihres Einkommens sparen. Das bedeutet permanenten Verzicht: eine möglichst kleine und günstige Wohnung, Fahrrad statt Auto, im Urlaub Zeltplatz statt Hotel. Mal ehrlich, hätten Sie die Disziplin, diesen geizigen Lebensstil über Jahre durchzuhalten? Und kann es wirklich glücklich machen, jeden Euro buchstäblich drei- oder viermal umzudrehen? Zumindest leise Zweifel sind angebracht. Hinzu kommt: Damit die Ersparnisse überhaupt für ein jahrzehntelanges Leben ohne Arbeit reichen, müssten Sie vorher auch noch überdurchschnittlich gut verdienen und ihr Geld besonders renditestark anlegen – keine einfache Aufgabe in heutigen Zeiten.
Für alle unter uns, die schon über 40 sind, taugt das FIRE-Konzept ohnehin nicht mehr. Wir können stattdessen auf den richtigen Glückstreffer hoffen. Mit den 22 Millionen Euro, die am Freitag im Eurojackpot warten, wären alle finanziellen Sorgen auf einen Schlag passé. Und wer weiß, vielleicht möchten Sie selbst als Multimillionär weiter zur Arbeit gehen? Was Frugalisten nämlich nicht beachten: Die Bestätigung im persönlichen Traumberuf ist ebenfalls ein wichtiger Glücksfaktor – ohne das würde uns einfach etwas fehlen. Sonst könnte uns womöglich beim Ruhestand mit 40 vor Langeweile ziemlich schnell die Decke auf den Kopf fallen.
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Über den Kolumnenautor
Oliver Schönfeld
Was ist eigentlich Glück? Ist es ein subjektives Gefühl oder lässt sich Glück objektiv messen? Hat Glück etwas mit Geld zu tun, zum Beispiel mit einem Lotteriegewinn? Denken Menschen in anderen Ländern ähnlich? Dieser und ähnlichen Fragen geht der Kolumnist Oliver Schönfeld jede Woche an dieser Stelle nach. Dabei nimmt er auch die Eurojackpot-Welt unter die Lupe und berichtet hautnah über aktuelle Themen, Trends und Kuriositäten.