Die Macht der Gedanken aktivieren
Therapeutin und Glücksexpertin Miriam Hoff glaubt an die Kraft der Gedanken. Sie sagt: Jede und jeder von uns kann glücklicher werden. Wie der Weg dorthin aussieht, verrät sie im Interview.
Frau Hoff, Sie sagen: „Wer seine Gedanken ändert, ändert auch sein Leben.“ Ist es tatsächlich so einfach, das persönliche Glück zu finden?
Miriam Hoff: Einfach wird es dann, wenn wir uns die Mechanismen, die unser Denken prägen, vor Augen führen, sie verstehen und bewusst daran arbeiten, den eigenen gedanklichen Fokus zu verändern. Die Frage lautet: Will ich immer nur Probleme und Negatives sehen – oder konzentriere ich mich auf die vielen kleinen und großen positiven Dinge in meinem Leben? Wir können uns ins Unglück stürzen, indem wir uns in Selbstmitleid ergehen und pausenlos Runden auf dem Sorgenkarussell drehen. Wir können aber auch „stopp“ sagen und uns mit unseren Gedanken auf einen ganz anderen Weg begeben. Wie bei jedem Ziel, das ich im Leben erreichen möchte, braucht es dafür Wille, Energie und Anstrengung. Aber es lohnt sich!
Und wie kann der Weg zum Glück aussehen?
In erster Linie benötigen wir dazu eine Fokusverschiebung in unserem Alltag. Gefühle können wir nur bedingt beeinflussen – unser Mindset aber schon. Dabei geht es nicht darum, sich selbst einfach nur zu sagen „Reiß dich zusammen“ oder „Denk mal positiv“, sondern bewährte Tools und Methoden aus der psychologischen Praxis zu nutzen. Mit meiner inzwischen 17-jährigen Berufserfahrung weiß ich, dass es wirksame und alltagstaugliche Wege gibt. Sie bewähren sich in meiner Arbeit als approbierte Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, sie taugen aber genauso für erwachsene Menschen.
Haben Sie einen Tipp für eine Übung, die gut in den Alltag passt?
Ganz einfach: Wir suchen uns fünf kunterbunte Knöpfe, Murmeln oder etwas Ähnliches, was gut in die Hosentasche passt. Morgens stecken wir alle fünf in die linke Hosentasche – und jedes Mal, wenn wir im Alltag einen kleinen positiven Moment haben, nehmen wir einen Knopf und packen ihn in die rechte Tasche. Auf diese Weise verbinden wir das Erleben mit der Haptik und können am Abend nachzählen, wie viele Glücksmomente der Tag für uns bereithielt. Auf diese Weise verändern wir unseren Filter und lernen im Laufe der Zeit, Dinge anders wahrzunehmen und das Positive im Leben zu vermehren.
Bedeutet dies, dass wir negative Gefühle oder Sorgen nicht mehr zulassen?
Doch – natürlich! Sie gehören in jedem Fall zum Leben dazu, dürfen aber nicht überhandnehmen. In meinem Buch „Mind is Magic“ beschreibe ich eine effektive Übung namens „Worry Time“, um solche Grübelschleifen zu begrenzen. Dabei richten wir uns bewusst Zeitfenster ein, in denen wir uns mit Sorgen und Problemen beschäftigen. Aber nur einmal am Tag und höchstens 15 oder 20 Minuten! In dieser Zeit können wir unsere negativen Gedanken beispielsweise aufschreiben – und vor allem daran arbeiten, nach Lösungen zu suchen.
Sie sprechen zudem von der „Macht der Phantasie“. Was meinen Sie damit?
In unseren Gedanken können wir mit dieser Macht buchstäblich alles erreichen. Gesundheit vorausgesetzt, gibt es Lösungen für fast jedes Problem in unserem Leben. Wichtig ist es allerdings, nicht nur davon zu träumen, sondern konkret an den eigenen Zielen zu arbeiten. Dazu sollten wir uns bewusst machen, dass wir stets selbst die freie Wahl haben, an jedem Tag viele kleine richtige oder falsche Entscheidungen zu treffen. Esse ich die Schokolade oder das Obst, gehe ich zum Sport oder bleibe ich vor der Spielkonsole hocken? Diese Fragen bestimmt niemand anders, sondern wir allein. Das eröffnet sich uns alle Möglichkeiten, bedeutet aber natürlich auch viel Verantwortung für uns selbst.
Wie wichtig sind soziale Bindungen für unser Glück?
Sehr wichtig! Aus meiner Praxis weiß ich, wie sehr gerade Kinder und Jugendliche unter der Isolation der vergangenen Jahre gelitten haben, mit teils langfristigen Folgen. Bei vielen ist das Selbstwertgefühl angekratzt, die Zahl der zu behandelnden Depressionen und anderer psychischer Erkrankungen ist stark gestiegen. Das zeigt überdeutlich, was fehlende soziale Kontakte mit uns Menschen machen. Gemeinsam verbrachte Zeit ist nun einmal das allerhöchste Gut. Gute Freunde zu haben, Aktivitäten zu unternehmen, miteinander Erinnerungen zu teilen – das ist aus meiner Sicht das wichtigste Antidepressivum.
Und welche Rolle spielt Materielles für unser Glück?
Natürlich hat es seine Berechtigung – in dem Sinne, sich selbst zu belohnen, sich etwas Luxus zu gönnen, wenn wir ein Ziel oder einen Erfolg sehr hart erarbeitet haben. Dabei kommt es auf die richtige Balance an. Doch permanenter Verzicht und Entbehrung zum Beispiel können keine Lösung sein und werden auf Dauer nicht glücklich machen. Genauso wenig wie zügelloser Konsum, da wir dann die Wertschätzung für das Besondere verlieren. Eltern etwa sollten sich die Frage stellen, was sie ihren Kindern vorleben. Zeigen sie ihnen, dass ein schöner Urlaub nicht von ungefähr kommt, sondern dass man sich diese Dinge gezielt erarbeitet hat?
Sie sprachen gerade das Thema Selbstwertgefühl an. Haben Sie einen Tipp, wie wir dies stärken können?
Ich würde es mit der „Proud Box“ versuchen. Das kann beispielsweise ein großes durchsichtiges Nudelglas sein. Zu Beginn ist es leer. Doch jedes Mal, wenn uns etwas gelingt oder wir ein Ziel erreicht haben, schreiben wir das auf einen bunten Zettel, falten ihn und legen ihn ins Glas. Mit der Zeit füllt sich das Glas immer mehr – als Beweismittel dafür, was wir tagtäglich erfolgreich schaffen in unserem Leben. Viele neigen leider dazu, immer nur das Negative zu sehen. Einfache Dinge wie dieses Nudelglas können dabei helfen, unsere Gedanken in eine andere Richtung zu bewegen. Und wenn das Glas voll ist mit bunten Erfolgszetteln, dann kann ich mir natürlich auch wieder eine Belohnung gönnen!
Zum Schluss: Was macht Sie persönlich glücklich?
Die erste Tasse Kaffee am Morgen. Das Gefühl, das sich nach dem Sport einstellt – vor allem wenn ich meinen Schweinehund überwunden habe. Ehrliche oder witzige Gespräche mit guten Freunden und natürlich zu spüren, wie wichtig man seinen Liebsten ist.
Zur Person
Miriam Hoff ist Diplom-Pädagogin und approbierte Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin mit eigener Praxis in Frankfurt am Main. Sie studierte Erziehungswissenschaften mit Psychologie und Soziologie an der Universität Mainz. Ihr Fachwissen und ihre Tipps für positives Denken teilt sie in Vorträgen, auf ihren Kanälen in sozialen Medien sowie in Büchern. Früher arbeitete sie als Fotomodell und war Miss Germany 1996.
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Über den Kolumnenautor
Oliver Schönfeld
Was ist eigentlich Glück? Ist es ein subjektives Gefühl oder lässt sich Glück objektiv messen? Hat Glück etwas mit Geld zu tun, zum Beispiel mit einem Lotteriegewinn? Denken Menschen in anderen Ländern ähnlich? Dieser und ähnlichen Fragen geht der Kolumnist Oliver Schönfeld jede Woche an dieser Stelle nach. Dabei nimmt er auch die Eurojackpot-Welt unter die Lupe und berichtet hautnah über aktuelle Themen, Trends und Kuriositäten.