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Die Glückskraft des Lobens

„Nicht gemeckert ist genug gelobt“ – stimmt dieses Sprichwort tatsächlich? Die Glücksforscherin Maike van den Boom hat große Zweifel daran. Seit vielen Jahren lebt sie in Schweden und hat dort „Uppåtpuff“ kennengelernt. Was es mit dieser Kultur des Lobens auf sich hat, verrät sie im Interview.

Frau van den Boom, was macht ein Lob, das wir erhalten, mit uns?

Maike van den Boom: Gelobt zu werden, flutet uns förmlich mit Glückshormonen. Wir werden kreativer, kontaktfreudiger und produktiver. Zahlreiche Studien bestätigen diese positive Wirkung.

 

Doch warum sind wir dann mit Lob oft so geizig?

Maike van den Boom: In Deutschland leben wir in einer Leistungs- und nicht in einer Lobkultur. Oft herrscht das Vorurteil, dass Menschen, die gelobt werden, sich auf ihren Lorbeeren ausruhen, dass sie zu verwöhnt werden und weniger Leistung erbringen. Zudem könnte es bei anderen Neid hervorrufen.

Meines Erachtens ist genau das Gegenteil der Fall – ehrliche Anerkennung wirkt sehr motivierend, denn sie ist ein Ausdruck von Wertschätzung. Du kannst auf zwei Arten Ergebnisse erreichen: mit Angst oder mit Liebe. Was Menschen glücklicher macht und somit leistungsfähiger und kreativer, das dürfte auf der Hand liegen.

 

Loben sich die Menschen in Schweden tatsächlich häufiger und anders?

Maike van den Boom: Oh ja, sich im Alltag zu loben, zum Beispiel einer fremden Person in der Bahn ein Kompliment zu machen, ist hier in Schweden ganz alltäglich – und das vollkommen ohne Hintergedanken. Ein wesentlicher Unterschied: Wir sind in Deutschland eher geneigt zu denken, dass Druck und Leistung zu Erfolg führen.

In Skandinavien ticken die Menschen anders, sie lernen von klein auf die Kraft des Lobens kennen. Dadurch ist der Umgang miteinander auch viel liebevoller, das Individuum wird viel stärker wahrgenommen und respektiert. Bemerkenswert finde ich dabei: Das Ergebnis zum Beispiel in der Schule oder am Arbeitsplatz dürfte mindestens ebenso gut sein – schließlich stehen uns die Länder des Nordens um nichts nach –, allerdings kommt es mit viel weniger Druck zustande.

 

Was hat es mit dem Begriff „Uppåtpuff“ auf sich, wie kann man ihn übersetzen?

Maike van den Boom: Ein wörtliches Pendant im Deutschen gibt es meines Wissens nicht. Am ehesten könnte man „Uppåtpuff“ mit „anfeuern“ oder „jemanden hochleben lassen“ übersetzen. Es bedeutet Anerkennung und Wertschätzung. Uppåtpuff vermittelt mir das Gefühl, dass ich gesehen werde und das, was ich tue, wichtig für die Gemeinschaft ist. Es hat also etwas sehr Verbindendes an sich.

„Uppåtpuff“ bedeutet, dass sich die Menschen hier in Schweden oft mit Überschwang begegnen. Sie überschütten sich gerne mit Aufmerksamkeit und, ja, mit Liebe. Schweden fokussieren sich hauptsächlich auf das Positive. Und sie sind Meister in wertschätzendem Formulieren.

 

Können Sie ein Beispiel für „Uppåtpuff“ im Alltag geben?

Maike van den Boom: Sehr gerne! Vor einiger Zeit war ich bei der Orchesterprobe meiner Tochter in Schweden. Es hörte sich ziemlich schräg an. Die Reaktion der Dirigentin war dennoch positiv: „Großartig! Das habt ihr fantastisch gemacht. Und jetzt machen wir es noch besser!“

Genau das bedeutet „Uppåtpuff“ – sich gegenseitig durch Lob anzufeuern und zu motivieren! Das hat eine andere Dynamik, als nur das Negative zu nennen und im schlimmsten Fall Menschen auf ihr Versagen anzusprechen.

Denn negative Aussagen haben die Neigung, sich in unserem Hirn und Herzen breitzumachen, uns zu entmutigen und zu demotivieren. Die Glücksforschung hat herausgefunden: Wir benötigen im Schnitt fünf positive Aussagen, um eine negative zu neutralisieren.

 

Also könnten wir alle etwas mehr „Uppåtpuff“ gebrauchen?

Maike van den Boom: Unbedingt! Gelobt zu werden, macht uns glücklicher und mutiger. Und wenn wir die Beziehung stärken möchten, dann sagen wir nicht nur, was wir toll finden, sondern auch, was das für uns und andere bedeutet. Wenn wir jemand anderem Wertschätzung zeigen, erhalten wir meist ein Lächeln zurück. Das sorgt wiederum dafür, dass auch unser Gehirn zahlreiche Glückshormone ausschüttet.

Deshalb: Wann immer ihr etwas Positives denkt, raus damit! Lobt Euch gegenseitig und macht Komplimente bis zum Abwinken. Denn das ist der einfachste Weg zum Glück!

 

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Über den Kolumnenautor

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Oliver Schönfeld

Was ist eigentlich Glück? Ist es ein subjektives Gefühl oder lässt sich Glück objektiv messen? Hat Glück etwas mit Geld zu tun, zum Beispiel mit einem Lotteriegewinn? Denken Menschen in anderen Ländern ähnlich? Dieser und ähnlichen Fragen geht der Kolumnist Oliver Schönfeld jede Woche an dieser Stelle nach. Dabei nimmt er auch die Eurojackpot-Welt unter die Lupe und berichtet hautnah über aktuelle Themen, Trends und Kuriositäten.

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