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Das Glück neu erfahren

Wie wirkt sich die aktuelle Situation auf unser Glücksempfinden aus? Und wie können wir unseren Optimismus bewahren? Glücksforscher Jan-Emmanuel De Neve (Universität Oxford) gibt Antworten im Interview!

Der gebürtige Belgier Jan-Emmanuel De Neve (41) ist Wirtschaftswissenschaftler und lehrt an der Universität von Oxford. Als Leiter des dortigen „Wellbeing Research Centre“ forscht er seit Jahren zu Glück und Wohlempfinden. Seit 2020 ist er Mitherausgeber des „World Happiness Reports“. Was ist Glück überhaupt – und können wir in Krisenzeiten noch glücklich sein? Darauf antwortet De Neve im Interview.

Herr De Neve, ist Glück messbar?

Ja, in jedem Fall! In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich ein akademischer Konsens dazu gebildet, dass die direkte Befragung von Einzelpersonen ein zuverlässiger und gültiger Weg ist, um das Glück zu messen. Verschiedene Fragen messen die Dimensionen des Wohlbefindens. Zusammengenommen erlauben sie uns, das individuelle und soziale Wohlbefinden zu untersuchen. Auch politische Entscheidungsträger haben begonnen, auf die Messung des Wohlbefindens zu drängen. So haben beispielsweise die Vereinten Nationen im Jahr 2011 alle Nationen aufgefordert, Glück und Wohlbefinden zu ermitteln. Im Jahr 2012 nahm das britische Office for National Statistics vier Fragen zum Wohlbefinden in seine nationale Umfrage auf, viele andere Länder tun dies ebenfalls.

 

Ist Glück in Krisenzeiten wie heute noch möglich?

Es überrascht nicht, dass das allgemeine Glücksniveau heute niedriger ist als vor der Krise. Dies geht aus den Daten und der einfachen Beobachtung klar hervor. Umso mehr müssen wir uns auf die Triebkräfte des Glücks und des Wohlbefindens konzentrieren, damit wir diese ungewöhnliche Situation meistern können. Gemeinschaften tendieren dazu, in schwierigen Momenten besonderen Zusammenhalt zu beweisen. Das ist eine Quelle des Wohlbefindens, die stärker als sonst zum Tragen kommt und dazu beitragen kann, die negativen Auswirkungen der Gesundheits- und Wirtschaftskrise abzuschwächen.

 

Die persönliche Kommunikation ist derzeit aufgrund des Social Distancing eingeschränkt. Helfen uns soziale Medien, dies auszugleichen?

Der Begriff des „Social Distancing“ ist genau genommen nicht korrekt. Wir sollten „physische Distanzierung“ praktizieren und gleichzeitig „sozial verbunden“ bleiben. Hier kommt sozialen Medien und Videokommunikationsplattformen eine unglaublich wichtige Rolle zu. Der Einfluss von sozialen Medien wird seit einigen Jahren untersucht, und die Ergebnisse sind eher gemischt. Die Auswirkungen hängen davon ab, um welche Plattform es sich handelt, wer sie benutzt und wie dies geschieht. Ich meine: Wir sind in einer Zeit, in der die sozialen Plattformen Verantwortung übernehmen und sicherstellen sollten, dass sie eine Kraft für das Gute sind.

 

Was ist Ihre Meinung, wird sich unsere Sicht des Glücks nach Corona ändern?

Ich habe die Vermutung, dass die Menschen nach dem Ende der Corona-Krise besser verstehen werden, worauf es letztlich ankommt. Viele Menschen werden die große Bedeutung von sozialen Beziehungen, ob in der Familie, unter Freunden oder Kollegen, mehr würdigen. Prägend ist auch die Erfahrung, dass wir global alle gemeinsam in dieser Krise stecken. Und wir können sie auch nur gemeinsam bewältigen, indem sich jeder an die Regeln hält und wir gemeinsam in Forschung und Entwicklung eines Impfstoffs investieren.

 

Was empfehlen Sie uns – wie können wir die aktuelle Krise glücklich meistern?

Die folgenden 5 Tipps, die meiner Meinung nach auf soliden Daten beruhen, können dabei helfen:

  1. Verbinden Sie sich mit anderen

Bemühen Sie sich bewusst darum, mit anderen in Kontakt zu bleiben: Familie, Freunde, Kollegen und Klassenkameraden, mit denen Sie normalerweise ein gutes Gespräch in einer Kaffeepause führen würden (was wir jetzt nicht tun können). Seien Sie offen und sprechen Sie über alle Sorgen, die Sie aktuell haben.

 

  1. Werden Sie aktiv

Gehen Sie mindestens einmal am Tag nach draußen zum Laufen oder Spazierengehen, arbeiten Sie in Ihrem Garten. Verbinden Sie sich wieder mit der Natur! Und wenn das Wetter irgendwann einmal nicht mitspielt, dann probieren Sie zum Beispiel einen der vielen Online-Yogakurse aus. Aktiv zu werden und gleichzeitig soziale Kontakte zu knüpfen, ist sogar noch besser für das Wohlbefinden, also suchen Sie nach Gelegenheiten, gemeinsam zu trainieren.

 

  1. Führen Sie Routinen ein

Wir sind Gewohnheitstiere, und es ist für uns von großem Vorteil, wenn wir eine gewisse Struktur für unseren Tag schaffen, uns Ziele setzen und Dinge haben, auf die wir uns freuen können. Zum Beispiel die Aussicht, am Abend einen Film zu sehen. Wichtig ist es auch zu vermeiden, dass Wochenenden und Wochentage immer mehr miteinander verwischen. Das ist leichter gesagt als getan, wenn man von zu Hause aus arbeitet!

 

  1. Schalten Sie öfter mal die Nachrichten aus

Aus evolutionären Gründen ist unsere Aufmerksamkeit besonders auf negative Nachrichten ausgerichtet. Die Medien spielen dabei mit, weil sie auf diese Weise Aufmerksamkeit erzielen. Ein Beispiel: Wir erfahren zwar, wie viele Menschen täglich versterben, aber wir hören viel weniger über die Zahl der Menschen, die sich erholen. Daher sollten wir die Nachrichten von Zeit zu Zeit abschalten, auch die sozialen Medien, damit unsere negative Einstellung nicht überhandnimmt.

 

  1. Sehen Sie das Positive

Achten Sie generell stärker auf das Positive in der aktuellen Situation. Zum Beispiel, dass sich derzeit viele Menschen miteinander auf einer tieferen Ebene austauschen als gewöhnlich. Ein weiterer Silberstreif am Horizont ist, dass die aktuelle Lage den Weg zu flexibleren Arbeitsformen etwa im Homeoffice erleichtert hat. Wenn das auch nach der Corona-Krise noch Bestand hätte, könnten wir die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessern und das Pendeln einschränken. So könnte in der Krise etwas entstehen, was anschließend zu unserem Wohlbefinden und auch zu mehr Produktivität beiträgt.

 

Sie wirken am jährlichen „World Happiness Report“ der Vereinten Nationen mit. Was haben Sie über das Glück in den verschiedenen Regionen der Welt erfahren? Warum leben die glücklichsten Menschen der Welt in Skandinavien?

Wenn repräsentative Stichproben von Finnen oder Dänen gefragt werden, ob sie mit ihrem Leben zufrieden sind, ergibt die durchschnittliche Antwort auf einer Skala von 1 bis 10 einen Wert nahe 8. Die gleiche Frage unter Deutschen ergibt eine durchschnittliche Lebenszufriedenheit von etwa 7,1. Verantwortlich dafür sind marginale Unterschiede in einer Reihe von Faktoren, die vom Pro-Kopf-Einkommen bis hin zu Gesundheit, sozialer Unterstützung und Gemeinschaftssinn reichen. Die Skandinavier zeichnen sich vor allem durch starke soziale Bindungen und das Vertrauen in andere und in ihre Institutionen aus.

 

Und warum liegt Deutschland nur auf Platz 17?

Alle Nationen unter den Top 20 schneiden mit durchschnittlichen Werten von über 7 gut ab. In den früheren Berichten lag Deutschland sogar viel schlechter, zum Beispiel 2013 auf Platz 26. Damals gaben die Deutschen ihre Lebenszufriedenheit mit durchschnittlich 6,7 an. Es wurden also bereits Fortschritte erzielt.

 

Über den Kolumnenautor

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Oliver Schönfeld

Was ist eigentlich Glück? Ist es ein subjektives Gefühl oder lässt sich Glück objektiv messen? Hat Glück etwas mit Geld zu tun, zum Beispiel mit einem Lotteriegewinn? Denken Menschen in anderen Ländern ähnlich? Dieser und ähnlichen Fragen geht der Kolumnist Oliver Schönfeld jede Woche an dieser Stelle nach. Dabei nimmt er auch die Eurojackpot-Welt unter die Lupe und berichtet hautnah über aktuelle Themen, Trends und Kuriositäten.

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Axel Weber

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